Es gibt nicht viele Gemeinsamkeiten zwischen dem mittelständischen Dachdecker aus dem Erzgebirge und dem weltweit agierenden Autozulieferer von der Nordsee. Doch eines eint sie und fast jedes Unternehmen in Deutschland - der Fachkräftemangel. Qualifizierte Mitarbeiter zu finden ist für den selbstständigen Handwerker wie für die Personalabteilung eines Großunternehmens eine immense Herausforderung.
Angesicht des Personalmangels scheint eine breite Offensive bei der Ausbildung von Nachwuchs die bestmögliche Lösung. Die Zahl der Auszubildenden bewegt sich hingegen auf einem niedrigen Niveau. Versagt das weltweit angesehene duale Ausbildungssystem?
Das duale System der Ausbildung ist einer der Antriebe für die erfolgreiche Wirtschaft in Deutschland. Weniger Jugendarbeitslosigkeit, ein qualifizierter Einstieg in das Berufsleben und die Chance der Übernahme nach der Ausbildung sind die wesentlichen Vorteile, die für die duale Ausbildung sprechen. Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg und das Sprungbrett für den gelungenen Start in das Berufsleben.
Der Druck auf die Unternehmen wächst, sich stärker um den Nachwuchs zu bemühen. Seit Jahren liegt das Angebot an Ausbildungsplätzen deutlich über der Nachfrage. Der demografische Wandel führt seit Jahren dazu, dass immer mehr Menschen der geburtenstarken Jahrgänge der 60er Jahre in Rente gehen. Zeitgleich drängen derzeit die geburtenschwachen Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt - eine Lücke entsteht.
Deutschland ist eine erfolgreiche Exportnation. Nicht nur Waren und Dienstleistungen werden ins Ausland verkauft. Auch das deutsche Ausbildungssystem ist weltweit gefragt und wurde von unzähligen Staaten in Europa und der restlichen Welt kopiert. Im eigenen Land jedoch stößt das einstige Erfolgsmodell an seine Grenzen.
So viele Menschen wie nie zuvor gehen einer Beschäftigung nach, gleichzeitig sinkt die Zahl der Auszubildenden kontinuierlich. Experten haben verschiedene Ursachen dafür ausgemacht, die sich nicht nur mit dem demografischen Wandel begründen lassen. Die Ansprüche junger Menschen sind gestiegen, bei der Berufswahl sind sie so wählerischer wie nie zuvor. Bäcker möchte kaum jemand werden, andere Ausbildungsberufe wie der Immobilien- oder Bankkaufmann sind gefragter. Zudem entscheiden sich immer mehr junge Menschen für ein Studium und gegen eine Ausbildung. Die Unternehmen beklagen außerdem die schlechte Vorbildung der Schulabgänger bilden entsprechend weniger aus.
In den Universitäten sind die Hörsäle vielerorts überfüllt, der Arbeitsmarkt für junge Akademiker in einigen Branchen überhitzt. Qualifizierte junge Menschen finden auf dem Ausbildungsmarkt hingegen beste Berufschancen. Die duale Ausbildung ist, auch wenn es die Medien oder die Eltern offerieren, nicht per se der falsche Weg für die berufliche Karriere.
Junge Menschen in der Ausbildung sammeln vom ersten Tag an praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt. Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber den Theoretikern von der Uni. Für praktisch veranlagte Menschen ist die Ausbildung von enormem Vorteil. Sie verdienen mit dem Start der Ausbildung sofort eigenes Geld. In manchen Ausbildungsberufen wird schon im ersten Lehrjahr eine solide Vergütung gezahlt. Auszubildende zahlen früh in die Sozialkassen ein und haben im Alter einen höheren Anspruch auf Sozialleistungen. Und wenn die Ausbildungsvergütung nicht alle Kosten deckt, können sie zinsgünstig Kredite für Azubis online abschließen.
Wer sich heute für eine Ausbildung entscheidet, profitiert schon morgen von einer hohen beruflichen Sicherheit. Qualifizierte Arbeitnehmer mit praktischer Erfahrung sind auf dem leergefegten Arbeitsmarkt für Fachkräfte rar gesät. Das bietet zahlreiche Chancen für einen attraktiven und gut bezahlten Job.