Wer mit Gold traden oder mit anderen Rohstoffen Geld verdienen will, der muss immer wieder auf Signale und Trends achten. Schlussendlich können politische Entscheidungen, Naturkatastrophen oder auch neue Handelsabkommen dafür sorgen, dass die Preise steigen oder abstürzen. Wenn man sich also für den hochkomplexen Rohstoffhandel entscheidet und hier sein Geld verdienen will, dann sollte man schon Nerven aus Stahl haben. Schlussendlich kann eine Schiffsladung Rohöl schon ein paar Millionen Euro kosten - wer sich hier verkalkuliert, der muss dramatische Auswirkungen befürchten.
Das Studium
Auf den ersten Blick ist es überraschend, dass man in Genf die Möglichkeit hat, den Rohstoffhandel zu studieren. Doch wer sich näher mit der Stadt befasst, der wird feststellen, dass Genf die internationale Drehscheibe ist - hier entwickelte sich ein Branchencluster mit Banken, Rohstoffhandelsfirmen, Schiffsreedereien inklusive Warenprüfungsfirmen. Genau deshalb haben sich im Jahr 2008 die Universität Genf und der Branchenverband STSA beraten und ein viersemestriges Masterstudium ins Leben gerufen. Die Bedingungen, wenn man die Uni besuchen will, um den Rohstoffhandel zu studieren? Einerseits muss man bereits den Bachelor-Abschluss haben, andererseits ein Stage bei einem Unternehmen - hier ist also eine Kombination notwendig, die an keiner anderen Universität der Welt verlangt wird. Das heißt aber nicht, dass sich die Schweizer nicht für dieses Modell interessieren. Der Andrang ist enorm. Jedoch wird nur ein Fünftel der Bewerber aufgenommen - das sind zwischen 16 und 31 Studenten. Die Hälfte kommt aus der Schweiz, die andere Hälfte setzt sich aus Russen, Spaniern, Bulgaren und Chinesen zusammen. Im Zuge des Studiums lernen die Teilnehmer, welche Qualitätsmerkmale beachtet werden müssen und erfahren auch die chemischen Zusammensetzungen der unterschiedlichen Metalle. Des Weiteren müssen die Studierenden wissen, welche Schiffstypen welche Rohstoffe transportieren, welche Schiffe für welche Häfen zugelassen sind und welche Routen gefahren werden. Zudem gibt es auch Vertragsrechts- und Buchhaltungslektionen. Die Studierenden lernen aber auch, wie sie Preise kalkulieren, wie man Märkte analysiert oder auch, wie die perfekte Lagerung von Sojabohnen aussieht. Sie müssen aber auch wissen, welche ökologischen, logistischen und politischen Herausforderungen bestehen, wenn der Rohstoff von Pakistan in die Schweiz gebracht wird.
Warum spricht der Rohstoffhandel junge Menschen an?
Doch was interessiert die jungen Menschen am Rohstoffhandel? Ist es die Abwechslung oder sind es die möglichen Gewinnchancen?? Ist es der Nervenkitzel? Schlussendlich spielen das Wetter, der Transport oder auch die Lagerung nicht zu unterschätzende Faktoren. Zudem gibt es zahlreiche Einsatzorte: So kann man bei einer Rohstoffhandelsfirma als Projektleiter oder im Bereich der Rohstoffhandelsfinanzierungen in einer Bank arbeiten. Dabei müssen die Studierenden jedoch schon von Anfang an wissen, dass der Rohstoffhandel nicht unbedingt eine Branche für Einzelplayer ist. Aufgrund der Tatsache, dass man mit zahlreichen Spezialisten zu tun hat, die allesamt eine bestimmte Aufgabe verfolgen, sollte man daher ein Teamplayer sein. Doch der Rohstoffhändler ist nur einer von zahlreichen Akteuren, die den Handel mit Rohstoffen beeinflussen. In dieser langen Handelskette befinden sich auch Marktanalysten, Risikomanager, Logistiker und auch Schifffahrtsverantwortliche. Genau deshalb ist das Masterstudium auch extrem breit angelegt.
Kritische Fragen gehören zum Alltag
Natürlich müssen sich die Studierenden aber auch mit kritischen Fragen aus dem Umfeld befassen. Leider gibt es immer wieder Gerüchte und falsche Behauptungen, die mitunter auch dafür verantwortlich sind, dass die Branche keinen guten Ruf besitzt. Doch das muss den Rohstoffhändlern egal sein - wer sich für das Studium entscheidet und den Beruf ausüben will, der weiß, welche Möglichkeiten, Gewinnchancen, Gefahren und Risiken bestehen.