Wer sich auf der Arbeit wie Faulpelz fühlt und ein schlechtes Gewissen bekommt, nur weil er schon nach zwei Stunden eine Kaffeepause einlegt, der liegt damit weit daneben. Denn diese erste Pause kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, um die eigene Produktivität zu verbessern.
Emily Hunter und Cindy Wu von der Baylor University in Texas begleiteten 95 Arbeitnehmer während ihrer Arbeitstage. Ziel der von ihnen durchgeführten Studie war es, die längeren Pausen der Menschen zu dokumentieren und auszuwerten. Die beiden Forscherinnen definierten eine Pause, als eine durchgehende Unterbrechung, in welcher keiner Arbeiten erledigt oder erwartet wurden. Darunter zählten beispielsweise die Mittags-, Raucher sowie kleinere Kaffeepausen. Außerdem arbeiteten alle Teilnehmer der Studie in einer 40-Stunden-Woche, welche sich über fünf Tage erstreckte.
Innerhalb der studienrelevanten Erhebungen zeigte sich, dass Arbeitnehmern, deren erste Pause länger vom Tagesstart entfernt liegt, stärkere Ermüdungserscheinungen aufwiesen als Kollegen, die ihre erste Pause frühere am Tag einlegten. Zudem fiel auf, dass exakt diese Arbeitnehmer ihr eigenes Produktivitätslevel nur mühsam wieder aufnehmen konnten.
Hunter und Wu sehen den Grund hierfür vor allem darin, dass gerade am Computer arbeitende Menschen im Regelfall morgens das höchste Leistungslevel aufweisen. Je früher also die erste Entspannung in Form einer Pause eingelegt wird, desto schneller können sie Stress abbauen und ihre Akkus wieder aufladen. Die Forscherinnen kamen dabei zu dem Ergebnis, dass der ideale Zeitpunkt für die erste Pause nach etwa zwei Stunden nach Arbeitsbeginn liegt.
Zu einer eher verblüffenden, dafür sehr spannenden Erkenntnis kamen Hunter und Wu ebenfalls in ihrer Studie: Pausen müssen gar nicht arbeitsfrei sein. Einige Teilnehmer haben sich mit Nebenprojekten beschäftigt, welche man als arbeitsähnlich bezeichnen kann, allerdings mit dem Unterschied, dass diese ohne Zeitdruck oder Anweisungen von Vorgesetzten geschahen.
Die Arbeitnehmer haben sich trotz der zusätzliche „Arbeit“ nicht müder gefühlt, ganz im Gegenteil. Dadurch, dass sie ihre Auszeit so verbringen konnten, wie sie es für richtig hielten, hat sich die Motivationsspanne verlängert. Das bedeutet also, dass manche Menschen nicht unbedingt den Pausenraum für die Erholung brauchen, sondern in manchen Fällen auch die Arbeit an privaten Projekten während der Bürozeit die Produktivität ankurbeln kann.
Wer also einen neuen Job finden will und deutschlandweite Stellenanzeigen durchforstet, der brauch sich ob seiner frühen Kaffeepausen also keine Gedanken mehr machen, noch weniger darüber, wenn er oder sie an privaten Projekten arbeiten. Im Silicon Valley hat man diesen Umstand bereits seit längerer Zeit auf dem Schirm. Facebook rät seinen Mitarbeitern sogar explizit dazu, sich während der Arbeitszeit mit privaten Projekten zu beschäftigen.